Übersetzungs-Tool DeepL wird erstes „Einhorn“ aus Köln

Übersetzungs-Tool DeepL wird erstes „Einhorn“ aus Köln

Das Kölner Übersetzungs-Start-up DeepL soll nach Abschluss einer neuen Finanzierungsrunde eine Milliarde Dollar wert sein und gilt damit als erstes „Einhorn“ aus Köln

Die deutsche Konkurrenz zu Google Translate könnte nach Angaben von „Business Insider US“ nach einer neuen Finanzierungsrunde mit einer Milliarde Dollar bewertet werden. Die Runde soll von der VC-Firma IVP (Institutional Venture Partners) mit Sitz in Silicon Valley angeführt werden.

Interne Quellen des „Business Insider“ berichten dabei von verschiedenen Investitionsmengen, wonach der Wert des Unternehmens nach Abschluss zwischen 900 Millionen und 1,05 Milliarden US-Dollar betragen würde. Auf Presseanfragen verschiedener Medien antworteten DeepL und IVP zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses nicht.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (€) berichtete am Donnerstag bereits von einem Wert von einer Milliarde US-Dollar und berief sich dabei auf Informationen aus dem Firmenumfeld. Da der Deal jedoch noch nicht abgeschlossen ist, kann sich die Bewertung noch ändern. Zu den Geldgebern gehören neben IVP laut „Business Insider“ auch der amerikanische Investor Bessemer sowie der europäische Risikokapitalgeber Atomico.

Das Unternehmen ist im Jahr 2017 gegründet worden und beschäftigt mittlerweile etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Website gehört zu den hundert am häufigsten aufgerufenen Seiten weltweit.

Was macht DeepL so wertvoll?

Gerade in der Welt der Produktdaten, aber noch weit darüber hinaus, hat sich DeepL als wertvolles Werkzeug für die Übersetzung von Texten etabliert. Anders als Google Translate betrachtet DeepL für seinen Datensatz nicht nur einzelne Wörter, sondern reale Satzstrukturen und Sprichwörter aus Originalquellen.

Das Ergebnis sind akkuratere Übersetzungen, gerade in komplexen und grammatikalisch aufwendigeren Satzstrukturen, bei denen die Konkurrenz aufgrund der Natur der zugrundeliegenden Übersetzungsart einen Nachteil hat.

Zwar nutzen sowohl DeepL als auch Google Translate Künstliche Intelligenz (KI) und können z.B. automatisch Sprachen erkennen, jedoch zieht DeepL seinen Vorteil aus dem massiven Korpus vom Webservice Linguee, der das Internet mit Webcrawlern nach zweisprachigen Sätzen durchsucht sowie EU-Gesetze und -Patente nutzt, um menschliche Übersetzungen in den Algorithmus einzugliedern.

Der Dienst stellt seine Konkurrenz deshalb auch bei unabhängigen Tests in den Schatten. Laut Angaben des Unternehmens sei die Übersetzungsqualität bis zu sechsmal präziser als andere Anbieter.

Dadurch, dass die Übersetzungen von DeepL für jede Sprache gepflegt und kontinuierlich verbessert wird, existieren inzwischen auch zusätzliche Funktionen wie automatische Höflichkeitsformen (z.B. in Deutsch, Französisch) oder Glossare, die an die eigenen Bedürfnisse angepasste Nuancen ermöglichen.

DeepL und Produktdaten

Die Qualität von Produktdaten in anderen Sprachen kann durch die Entwicklung von DeepL inzwischen deutlich besser gewährleistet werden als noch mit Google Translate.

Der Kölner Dienst kann mit Begriffen aus spezialisierten Branchen besser umgehen, sollten denn die jeweiligen Daten vorliegen. Darauf ist bei der automatisierten Übersetzung, z.B. in einem PIM (Product Information Management), immer noch zu achten.

Gut übersetzte Produktdaten werden immer relevanter, da das Gegenteil schon im deutschen Absatzmarkt zu Nachteilen führt. Schlechte Übersetzungen schrecken Kunden ab und führen auf Shops und Marktplätzen wie z.B. Amazon zu verringerter Sichtbarkeit.

Deutsche Unternehmen haben für gewöhnlich keine Probleme mit der Übersetzungsqualität, wenn es um englische Übersetzungen geht. Bei anderen Sprachen leiden Produktdaten jedoch zunehmend unter schlechten oder fehlenden Übersetzungen.

DeepL hat allerdings immer noch einen wesentlichen Nachteil gegenüber Google Translate. Während die deutsche Konkurrenz zuletzt im September 2022 mit Ukrainisch ihre 29. Sprache zum Katalog hinzugefügt hat, kann Google Translate 133 Sprachen übersetzen. Die meisten gängigen Handelssprachen sind aber bei beiden Diensten verfügbar.

DeepL übersetzt bis zu 5.000 Zeichen und monatlich bis zu drei Dokumente kostenlos. Für unbegrenzte Übersetzungen und weitere Features wird ein Abonnement benötigt.

In unserem Beitrag Übersetzung von Produktdaten haben wir verschiedene Übersetzungsmethoden miteinander verglichen. Wir haben die beiden größten Tools und das händische Übersetzen in Hinsicht auf Aufwand, Preis und Qualität evaluiert. In Zukunft wird noch eine ausführlichere Betrachtung der Thematik erscheinen.