Nachhaltigkeit in Business Central – Neue Funktionen für eine umweltbewusste ERP-Steuerung
Mit der Wave 2/2024-Version stärkt Business Central sein Nachhaltigkeits-Profil: CO₂-Gebühren intern berechnen, Emissionsgutschriften verwalten, Treibhausgas-Daten erfassen und Nachhaltigkeitszertifikate systematisch verfolgen. Entdecken Sie, wie diese Neuerungen ökologische Verantwortung und wirtschaftliche Effizienz besser verbinden.
In Zeiten steigender regulatorischer Anforderungen, wachsender gesellschaftlicher Verantwortung und eines immer stärkeren Bewusstseins für die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns suchen Unternehmen verstärkt nach effizienten Lösungen, um ökologische Kennzahlen in ihre Geschäftsabläufe zu integrieren. Nachhaltigkeit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern entwickelt sich Schritt für Schritt zu einem Kernbestandteil unternehmerischen Handelns. ERP-Systeme spielen dabei eine tragende Rolle, indem sie nicht nur Finanz- und Materialströme, sondern auch Umweltfaktoren transparent und strukturiert abbilden. Mit dem Release der Wave 2/2024 für Microsoft Dynamics 365 Business Central wurden nun entscheidende Erweiterungen eingeführt, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele noch gezielter zu verfolgen und in die alltägliche Praxis einzubinden.
Im Folgenden geben wir einen umfassenden Überblick über die neuen Features, die Business Central im Bereich Nachhaltigkeit bereichern, und zeigen auf, wie diese Innovationen Unternehmen dabei helfen, sowohl die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen als auch interne Nachhaltigkeitsziele effizienter umzusetzen.
1. Interne Berechnung von CO₂-Gebühren
Eine der Kernfunktionen, die im Rahmen der Wave 2/2024 eingeführt wurden, ist die Möglichkeit, unternehmensintern CO₂-Gebühren zu berechnen. Unternehmen können nun direkt in Business Central einen Preis pro ausgestoßener Einheit CO₂ hinterlegen. Dadurch lässt sich jede emittierte Tonne Kohlendioxid direkt in einen monetären Wert umrechnen. Diese Kosten können anschließend auf Kostenstellen, Geschäftsbereiche oder Produkte umgelegt werden, um eine präzise Zuordnung von Emissionen zu ermöglichen.
Das Besondere an dieser Neuerung ist die Flexibilität: Die CO₂-Gebühr kann pauschal oder nach sogenanntem „Scope-Typ“ berechnet werden. Unterteilt werden Emissionen im Rahmen von Nachhaltigkeitsstandards beispielsweise in Scope 1, 2 und 3, die direkte Emissionen aus eigener Produktion (Scope 1), indirekte Emissionen aus Energiebezug (Scope 2) und weitere indirekte Emissionen entlang der Lieferkette (Scope 3) unterscheiden. Darüber hinaus können regionale Unterschiede berücksichtigt und Verantwortlichkeiten klar zugewiesen werden. So kann etwa der europäische Standort anders kalkuliert werden als der asiatische, um regionale Gesetzgebungen oder lokale Emissionsfaktoren zu spiegeln.
Für Unternehmen ergeben sich hieraus erhebliche Vorteile: Sie können intern transparente Kosten für ihren CO₂-Ausstoß festlegen und damit ein Anreizsystem schaffen, um Emissionen zu senken. Gleichzeitig ist diese Funktion ein Schritt hin zu einer klaren, strukturierten und prüfbaren Emissionskontrolle.
2. Emissionsgutschriften kaufen und in Business Central abbilden
Nicht jedes Unternehmen ist in der Lage, seine Emissionen kurzfristig auf das gewünschte Niveau zu senken. Manchmal setzen technische Gegebenheiten, Lieferketten oder Fertigungsverfahren Grenzen. Aus diesem Grund existiert in vielen Regionen das Instrument der Emissionsgutschriften (auch als CO₂-Zertifikate oder THG-Gutschriften bekannt). Mit dem Wave 2/2024 Release können diese Gutschriften nun direkt in Business Central auf Artikelebene hinterlegt werden.
Neue Felder wie „THG-Gutschrift“, „Emissionsgebühr“ oder „CO₂-Emission“ ermöglichen es, den Kauf von Emissionsgutschriften strukturiert zu dokumentieren und mit konkreten Waren oder Dienstleistungen zu verknüpfen. Dadurch erhält das Unternehmen einen besseren Überblick über den Anteil von kompensierten Emissionen und kann im Rahmen von Nachhaltigkeitsberichten oder Audits klar ausweisen, welche Emissionen vermieden, reduziert oder durch Gutschriften neutralisiert wurden. Letztendlich dient dieses Feature dazu, mehr Transparenz in die Kompensationstätigkeiten zu bringen und sicherzustellen, dass auch diese Kosten und Daten präzise in das ERP-System eingebunden werden.
3. Treibhausgasemissionen über Einkaufsrechnungen erfassen
Eine weitere Verbesserung in Bezug auf Nachhaltigkeitsdaten ist die Möglichkeit, Treibhausgasemissionen direkt über Einkaufsbelege – etwa Eingangsrechnungen oder Bestellungen – zu erfassen. Bisher waren Unternehmen oft gezwungen, solche Daten manuell in separate Systeme einzutragen oder externe Tools zu nutzen. Nun lassen sich Emissionsfaktoren oder THG-Werte direkt im Zuge des Beschaffungsprozesses in Business Central erfassen.
Diese Funktion hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen entsteht durch die automatisierte Integration von Emissionsdaten in die Einkaufsprozesse eine erhebliche Zeitersparnis. Mitarbeiter müssen die Daten nicht mehr doppelt erfassen, sondern können sich darauf verlassen, dass die umweltrelevanten Kennzahlen automatisch in die Nachhaltigkeitseinträge von Business Central übertragen werden. Zum anderen erleichtert diese Automatisierung die Identifikation von besonders emissionsintensiven Lieferanten, Materialien oder Produkten. Auf diese Weise kann das Beschaffungsmanagement gezielt Maßnahmen ergreifen, um Lieferketten nachhaltiger zu gestalten – sei es durch die Bevorzugung emissionsärmerer Lieferanten oder die Auswahl umweltfreundlicherer Materialien.
4. Nachhaltigkeitsposten mit Finanzberichten melden
Mit den neuen Funktionen von Business Central lassen sich Nachhaltigkeitskennzahlen nun noch enger mit den finanziellen Strukturen eines Unternehmens verknüpfen. Konkret bedeutet dies, dass bestimmte Posten, die beispielsweise Emissionen für CO₂, CH₄ (Methan) oder N₂O (Lachgas) repräsentieren, in Finanzberichte eingebunden werden können. Diese Verknüpfung erlaubt es, finanzielle und ökologische Indikatoren in einem einheitlichen Berichtsrahmen darzustellen.
Der Nutzen liegt auf der Hand: Controller und Nachhaltigkeitsverantwortliche erhalten eine ganzheitliche Sicht auf die Unternehmensperformance. Das Zusammenführen von finanziellen Daten mit Emissionswerten in ein und demselben Reporting schafft Transparenz, erleichtert Vergleiche und unterstützt strategische Entscheidungen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass sich Investorengruppen, Kunden und Öffentlichkeit immer stärker dafür interessieren, wie finanzielle Performance und ökologische Nachhaltigkeit miteinander in Einklang zu bringen sind.
Die Fähigkeit, Nachhaltigkeitsposten in Finanzberichte zu integrieren, unterstützt zudem die Erfüllung neuer Offenlegungspflichten und ESG-Reporting-Standards, die in vielen Branchen und Ländern zunehmend Pflicht werden. Unternehmen, die schon heute ihre Emissionen monetär bewerten und diese Daten in ihre Finanzprozesse integrieren, schaffen sich einen Wettbewerbsvorteil und können bei zukünftigen Berichterstattungsanforderungen schneller reagieren.
5. Nachhaltigkeitszertifikate für Artikel und Lieferanten verfolgen
Ein weiteres wichtiges Thema in der Nachhaltigkeitsdebatte ist die Zertifizierung von Lieferanten und Produkten. Zertifikate, die etwa faire Arbeitsbedingungen, ökologischen Landbau oder klimafreundliche Produktionsverfahren belegen, gewinnen stetig an Bedeutung. Mit der Wave 2/2024 hat Business Central die Möglichkeit geschaffen, diese Informationen strukturiert im ERP-System abzulegen.
Dies bedeutet, dass Unternehmen nun auf einen Blick sehen können, welche Lieferanten über welche Zertifikate verfügen oder welche Artikel bestimmte Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Diese Transparenz erleichtert Einkauf und Qualitätsmanagement und unterstützt gleichzeitig das Marketing, da Produkte mit geprüften Nachhaltigkeitslabels noch gezielter an Kunden kommuniziert werden können.
Darüber hinaus können Unternehmen durch die Nachverfolgung von Zertifikaten gezielt Lieferanten auswählen, die ihren eigenen Nachhaltigkeitszielen entsprechen. So wird das ERP-System zur entscheidenden Informationsbasis, um die Lieferkette aktiv nachhaltiger zu gestalten, Risiken zu minimieren und das Markenimage im Hinblick auf Umwelt- und Sozialverantwortung zu stärken.
Fazit: Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil moderner ERP-Prozesse
Die Neuerungen in Microsoft Dynamics 365 Business Central aus der Wave 2/2024 zeigen deutlich, dass Nachhaltigkeit längst in den Kern von ERP-Systemen vorgedrungen ist. Unternehmen erhalten mit diesen Funktionen die Möglichkeit, ökologische Faktoren nicht nur am Rand, sondern direkt im Zentrum ihrer Prozesse abzubilden. Von der direkten CO₂-Bepreisung intern ausgestoßener Emissionen bis hin zur strukturierten Erfassung von Emissionsgutschriften, Treibhausgaswerten in Einkaufsprozessen oder der Verfolgung von Nachhaltigkeitszertifikaten entlang der Lieferkette – Business Central bietet nun ein deutlich umfassenderes Set an Tools, um nachhaltiges Wirtschaften messbar und steuerbar zu machen.
Dies erfüllt nicht nur regulatorische Anforderungen und Erwartungen von Stakeholdern, sondern bringt auch einen echten Mehrwert für die Unternehmenssteuerung. Nachhaltigkeitsberichte können jetzt auf verlässliche, automatisch erfasste Daten zurückgreifen. Die Verknüpfung von finanziellen und ökologischen Kennzahlen schafft ein hohes Maß an Transparenz, das für fundierte Entscheidungen unerlässlich ist. Unternehmen können mithilfe der neuen Funktionen Emissionen identifizieren, Optimierungspotenziale ausschöpfen und ihre Lieferketten auf Nachhaltigkeit ausrichten.
Letztlich ist Nachhaltigkeit in ERP-Systemen wie Business Central kein vorübergehender Trend, sondern ein Paradigmenwechsel, der sich durchgesetzt hat. Wer heute in den internationalen Märkten bestehen möchte, muss nicht nur effiziente Prozesse und wettbewerbsfähige Kostenstrukturen nachweisen, sondern auch verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen und einen positiven Beitrag zu Umwelt und Gesellschaft leisten. Die neuen Funktionen in Business Central Wave 2/2024 sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung – ein Schritt, der dazu beiträgt, Nachhaltigkeit fest in den unternehmerischen Alltag zu verankern.